Farben und Furniere
Früher war die Welt ein wenig bunter. Und mit früher meine ich vor allem die 1960er und 1970er Jahre. Das lag nicht nur an der Flower-Power-Bewegung, sondern war einfach ein Ausdruck des Lebensgefühls oder der Individualität.
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
früher war die Welt ein wenig bunter. Und mit früher meine ich vor allem die 1960er und 1970er Jahre. Das lag nicht nur an der Flower-Power-Bewegung, sondern war einfach ein Ausdruck des Lebensgefühls oder der Individualität.
Heute scheint dies weitestgehend verloren zu sein, nicht nur im alltäglichen Bereich, sondern auch bei den Klavieren unserer Tage. Denn eigentlich waren die Angebote an wunderschönen und farblich unterschiedlichsten Furnieren und auch Farben in Polyester weit gefächert in dieser Zeit. Natürlich ist es eine Herausforderung für den Hersteller, entsprechende Furniere einzukaufen und diese auch entsprechend von Fachleuten verarbeiten zu lassen. Natürlich könnte man nun auf dem Standpunkt stehen, dass Furniere letztendlich Holz darstellen und Holz geschützt werden müsse, da unsere Wälder darunter leider.
Aber verglichen mit der Möbelindustrie sind es solch kleine Mengen an Holz, die da Verwendung finden, dass es kaum einen Unterschied macht.
Doch anscheinend will diese Gehäusevariationen keiner mehr kaufen, denn das übliche Schwarz poliert macht fast 90 Prozent der Produktion der Klavierhersteller aus. Das macht natürlich die Oberflächenherstellung bei den Produzenten etwas einfacher. Denn neben den restlichen 10 Prozent, die für die in Weiß poliert und die wenigen Furnierinstrumente bleiben, ist eine Produktionsplanung weitaus einfacher, als würde man beständig die Polyesterfarben in der Oberflächenabteilung ändern müssen.
Schwarz ist natürlich zeitlos. Aber wenn man an die wunderschönen Gehäuse von großen Klavieren denkt, die auch heute noch in vielen Wohnzimmern stehen, dann ist vor allem immer eines sicher: Man erfreut sich an der wundervollen Handwerkskunst des meist in kunstvoller Art verarbeiteten Holzgehäuses. Doch würde heute ein Hersteller diese Art von Gehäusekunst anbieten, wollte niemand dafür bezahlen.
Zum einen ist es so wie bei den Automobilen: Wenn Oldtimer-Treffen anstehen, dann sind da fast alle nur erdenklichen Farben vertreten, in denen die Autos früher wie selbstverständlich angeboten wurden. Heute aber ist alles in Schwarz, Grau, Silber und Weiß getaucht, was unser Straßenbild etwas trostlos erscheinen lässt. Doch bei der Wahl fragen sich viele Käufer: Wer wird dieses Auto – und natürlich auch dieses Instrument – kaufen wollen, wenn ich es einmal veräußern möchte? Doch diese Gefahr besteht doch fast mit allem.
Es wäre schön, wenn die Käufer wieder mutiger wären, wenn die Individualität auch in der Nachfrage nach der Optik der Klaviere wieder Gesicht zeigen würde. Dann würden nämlich die Hersteller auch wieder Angebote unterbreiten, die wie früher auch mehr Furniergehäuse und farbliche Nuancen beinhalten würden. Doch solange sich niemand traut, wird die Welt der Klaviere dann wohl doch etwas schwarz und weiß bleiben …
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -