Historisch oder einfach nur gebraucht

Es gibt eine Vielzahl an Instrumenten, die allerorten angeboten werden, neue natürlich, gebrauchte, die zum Teil nur zwei oder drei Jahre alt sind und sogar mit einer Garantiezeit von 5 Jahren seitens aller Hersteller noch in diese Servicezeit fallen, recht alte gebrauchte Instrumente – und solche, die man allgemein als historisch bezeichnen würde.

Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
es gibt eine Vielzahl an Instrumenten, die allerorten angeboten werden, neue natürlich, gebrauchte, die zum Teil nur zwei oder drei Jahre alt sind und sogar mit einer Garantiezeit von 5 Jahren seitens aller Hersteller noch in diese Servicezeit fallen, recht alte gebrauchte Instrumente – und solche, die man allgemein als historisch bezeichnen würde.
Doch gerade bei den historischen Instrumenten, die noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert gebaut wurden, muss man genau wissen, worum es sich da handelt.
Es gibt natürlich die bekannten Restauratoren in Europa, die sich mit diesen Instrumenten befassen und bei denen man in der Regel davon ausgehen kann, dass diese historischen Instrumente entweder in einem guten Originalzustand sind oder aber mit Wissen und Feingefühl für das Original nach bestimmten Vorgaben aufgearbeitet wurden.
Doch bei der Vielzahl an Instrumenten, die gerade aus der Zeit zwischen 1880 und 1920 gebaut wurden, werden auch etliche angeboten, die vielleicht nicht wirklich dem Original entsprechen, also nicht mehr den historischen Klang wiedergeben, den man sich erhofft. Das mag daran liegen, dass sie vielleicht schon vor vielen Jahren unsachgemäß erneuert wurden, mit falschen Hammerköpfen, mit anderen Saiten, mit einem neuen Resonanzboden, der nicht dem Original entspricht, oder sogar mit einer neuen Mechanik, die nichts mehr mit dem Original zu tun hat.
Man sollte sich also ein bisschen auskennen, wenn man den Klang früherer Tage haben will, wenn man sich in die Zeit den Spätromantiker versetzen will. Doch wie erkennt man als Laie, was da im Instrument noch Original oder was ersetzt wurde. Oftmals klingen diese Instrumente nämlich trotz einer falschen Erneuerung von Teilen recht gut. Wenn man sich damit zufriedengeben will, dann ist das in Ordnung, denn es geht ja auch um das subjektive Gefühl beim Spielen am Instrument und um die Klangvorstellung jeden einzelnen Spielers. Aber Originalklang kann man nur dann erwarten, wenn eine sachgemäße Restaurierung vorliegt.
Das bedeutet man sollte vorsichtig sein, wenn man sich für solch ein Instrument entscheidet, womöglich ein über das Internet angebotenes ersehen will, dann sollte man wissen, worauf man sich einlässt. Natürlich ist es am besten, wenn man das Instrument von einem Fachmann begutachten lässt, das lohnt sich immer, auch bei privat angebotenen gebrauchten Instrumenten höherer Preiskategorien ist das anzuraten.
Man muss sich im Klaren sein, dass historisch gut aufbereitete Instrumente ein wenig mehr kosten. Wenn man nun das Glück hat, dennoch ein Original zu einem günstigen Preis zu erstehen, dann sollte man sich bei Folgekosten nicht wundern. Denn die Saiten, die nach historischer Art hergestellt sind, Filze, die den alten Hammerfilzen entsprechen und vielleicht individuell angefertigt werden müssen, sind etwas teurer – und die Arbeit entsprechend ebenfalls. Aber es kann sich lohnen.
Wer also eine bestimmte Klangvorstellung hat, die historischen Vorbildern entspricht, kann diesen Schritt wagen und kann auf diese Weise ein weitaus individuelleres Instrument sein Eigen nennen, im Vergleich zu den Instrumenten, die fast neu angeboten werden. Preislich allerdings wird man da kaum einen Unterschied feststellen. Alles liegt im Wunsch des Spielers: Was will er, wie soll das Instrument beim Spiel reagieren, wie soll es klingen. Die Vielzahl an Möglichkeiten ist da fast unbegrenzt.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -